Quelle: http://www.welt.de/motor/artic…-scharfes-Stufenheck.html
Der BMW 2er hat ein ganz scharfes Stufenheck
ZitatAlles anzeigenDie Aufspreizung der Baureihen liegt im Trend. BMW bringt den größeren Bruder des 1er als Konkurrenz zur A3 Limousine und Mercedes CLA. Der Zweier bietet mehr Platz. Mit einem Trick sank der cW-Wert.
Kleiner ist feiner. Das gilt nicht nur für die allgegenwärtigen Geländewagen, sondern auch für die Limousinen – behaupten zumindest Audi und Mercedes und machen ihrer Kundschaft seit ein paar Monaten den viertürigen A3 sowie den handlichen CLA schmackhaft.
Jetzt stimmt auch BMW in diesen Kanon ein und stellt dem Einser einen Zweier zur Seite. Der läuft zwar offiziell als Coupé und hat deshalb auch nur zwei Türen. Doch die gegenüber dem Dreitürer um elf Zentimeter gestreckte Karosse ist wie ein schnittiges Stufenheck gezeichnet und zielt deshalb auf die gleichen Kunden.
Außerdem markiert der ab März lieferbare Zweitürer nur den Anfang in der Familienplanung. Denn genau wie bei Vierer und Sechser wird es vom Zweier natürlich auch ein Cabrio und höchst wahrscheinlich auch ein Gran Coupé geben – und spätestens dann haben die A3 Limousine und der CLA ernsthafte Konkurrenz aus München.
Schon jetzt allerdings schindet BMW mit dem Zweier mächtig Eindruck: Eleganter und athletischer gezeichnet als das alte Einser Coupé, sieht der zur Weltpremiere im Januar in Detroit angekündigte Neuling nicht nur besser aus, sondern ist auch das praktischere Auto. Er geht um sieben Zentimeter in die Länge und legt in der Breite und im Radstand um jeweils drei Zentimeter zu.
Größer, aber auch schnittiger
Für innen verspricht BMW deshalb bei dem jetzt 4,32 Meter langen Schmuckstück auf allen Sitzen mehr Kopffreiheit, mehr Platz in dem für zwei Personen ausgelegten Fond und einen größeren Kofferraum. Dessen Volumen steigt um immerhin 20 auf 390 Liter.
Obwohl größer als bisher, ist der Zweier auch noch schnittiger geworden: Mit einer glatt geschliffenen Karosse und aerodynamischen Kunstgriffen wie den Air-Curtains vor den Rädern sinkt der cW-Wert auf 0,29. Zusammen mit optimierten Motoren, einer für alle Getriebevarianten serienmäßigen Start-Stoppfunktion und Spritsparextras wie dem Eco-Pro-Modus, der Segelfunktion für die Achtstufen-Automatik oder dem Vorausschau-Assistenten der Navigation sinkt der Verbrauch so im besten Fall auf 4,2 Liter.
Dazu gibt es die allermeisten Hightech-Extras, die man Einser, Dreier und Vierer kennt – vom Navi-Flatscreen über der Mittelkonsole über den Touchpad-Controller auf dem Mitteltunnel bis hin zum Heer von Assistenz- und Infotainment-Systemen samt Online-Zielsuche und Twitter-App.
Doch was den Zweier wirklich ausmachen soll, das ist die sprichwörtliche Freude am Fahren, für die BMW noch einmal viel Feinschliff in den Unterbau des Coupés gesteckt hat. Diesen sportlichen Anspruch dokumentiert die Münchner schon mit der Motorenauswahl – vor allem bei den Benzinern. Denn während die Diesel vom 218d mit 143 PS über den 220d mit 184 PS bis zum 225d mit 218 PS schon zum Start ein vergleichsweise breites Spektrum abdecken, steigen die Bayern in der Otto-Fraktion relativ weit oben ein: Los geht es mit dem 220i, der zum ersten Mal in der kompakten BMW-Familie mit der 184 PS-Version des Zweiliter-Turbos aufwartet.
In unter fünf Sekunden auf Tempo 100
Darüber rangiert als vorerst einzige Alternative gleich der M235i, bei dem die Scharfacher der M GmbH die Finger mit ihm Spiel hatten. Sie haben aus dem drei Liter großen Reihensechszylinder 326 PS und bis zu 450 Newtonmeter gekitzelt, die für Fahrleistungen auf dem Niveau etablierter Sportwagen reichen: 0 auf 100 schafft der kompakte Kraftmeier in 4,8 Sekunden und die 250 km/h Spitzengeschwindigkeit klingen nach reiner Willkür.
Allerdings hat dieses Vergnügen auch seinen Preis. Denn mit 8,1 Litern ist der M235i glatte zwei Liter durstiger als der 220i. Und natürlich ist er auch in der Anschaffung ein bisschen teurer: Schließlich verlangt BMW stolze 43.750 Euro für den Boliden. Dafür gibt's auch schonen einen mageren Fünfer.
Ansonsten jedoch bewahren die Bayern bei der Preisfindung überraschend viel Bodenhaftung. Zwar trennen ihn bei einem Grundpreis von 29.950 Euro für den 220i etwa 3000 Euro vom fünftürigen Einser. Doch gegenüber der Konkurrenz steht das Stufenheck nicht schlecht da: Ein ähnlich motorisierter A3 1.8 TFSI mit 180 PS kostet 27.700 Euro und für den deutlich schwächeren CLA 200 mit nur 156 PS verlangt Mercedes schon mindestens 31.862 Euro.
Zwar betont BMW einmal mehr die eingebaute Fahrfreude, die vor allem am konkurrenzlosen Heckantrieb liegt. Doch ganz so voll dürfen die Bayern den Mund an diesem Punkt nicht nehmen – selbst wenn Audi und Mercedes nur als Fronttriebler oder behelfsweise mit Allrad angeboten werden. Denn wenn stimmt, was in München gemunkelt wird, dann hat der Zweier nur eine kurze Karriere und wechselt schon nach ein paar Jahren auf die neue UKL-Plattform, die ihren Einstand schon 2014 mit dem Active Tourer gibt.
Das ist an sich nichts Schlimmes, und auch die technische Nähe zum Mini lässt sich sicher noch irgendwie verkaufen. Doch spätestens dann ist es mit der Alleinstellung des Zweiers vorbei und auch er bringt seine Kraft über die Vorderräder auf die Straße.